29. Januar 2015

Norderstedt wird mit "Pannenflicken 2014" in Gold ausgezeichnet

Norderstedt wins "Pannenflicken 2014" in gold



Die Jury der Initiative Cycleride hat die Stadt Norderstedt für die Planung der Kreuzung am Ochsenzoll mit dem "Pannenflicken 2014" in Gold ausgezeichnet. Die Jury bewertet die Planung als "komplette Vernachlässigung der Belange nichtmotorisierter Verkehrsteilnehmer":


Die Mitarbeiter der Initiative Cycleride haben schon viele unsinnige und gefährliche Radverkehrsführungen erlebt und gesehen. Eine derart einseitig ausschließlich auf die Belange des Kraftverkehrs ausgerichtete und sämtliche straßenbauliche Regelwerke missachtende Gestaltung eines Verkehrsknotens wie im Falle des Knotens Ochsenzoll in Norderstedt ist aber auch ihnen noch nicht untergekommen. Würde es sich hier um ein Bauwerk aus den 1970er Jahren handeln so könnte man [...] immerhin zugestehen, dass es die Fachwelt damals nicht besser wusste. Aber der Knoten wurde nicht vor gut 40 Jahren so gestaltet, sondern im Jahr 2013 fertig gestellt.
Da verwundert es nicht weiter, dass es seit der Fertigstellung Kritik von allen Seiten hagelt. Zwar wurde [...] ein Gutachten über die Sicherheit und den Radverkehr im Kreisverkehr beauftragt, die darin geforderte umfangreiche und in Anbetracht der mannigfaltigen Fehler teilweise teure Umgestaltung wird [...] jedoch unverständlicherweise rundheraus abgelehnt.
Die eindeutig regelwidrige Gestaltung muss umgehend überarbeitet werden! Entweder führt man den Radverkehr konsequent auf der Fahrbahn oder man schafft sichere und umwegfreie Radverkehrsführungen, die den seit langem geltenden Regelwerken entsprechen.
Wir bitten um Beachtung sämtlicher Voraussetzungen zur Anlage von (Rad-)Verkehrsanlagen und -planungen aller Art sowie um Überprüfung [des] übrigen bestehenden Radwegnetzes auf Vorschriftsmäßigkeit und Zustand.


Erhebliche Benachteiligung für den Radverkehr 

 

Beim Radeln auf der Fahrbahn sind Radler rund zwei Minuten früher am Ziel

Hamburgize testete die Reisezeiten über das Kreuzungsbauwerk mit dem Rad auf der Fahrbahn und vergleichsweise dazu auf den von den Planern gedachten "Radverkehrsführungen". Radlern werden auf den zugedachten Radverkehrsführungen rund zwei Minuten Fahrzeitzuschläge über die Kreuzung abverlangt im Vergleich zu direkten Wegen beim Fahrbahnradeln. Stellenweise sind Fußgängerabschnitte inbegriffen.

Von Süden nach Westen (Langenhorner Chaussee - Ohechaussee)


Als Radfahrer auf den benutzungspflichtigen Rad- und Gehwegen (rote Linie auf der Karte oben) beträgt die Reisezeit über die Kreuzung 130 Sekunden mehr als auf der Kreisfahrbahn (schwarze Linie auf der Karte oben).

Von Norden nach Süden (Schleswig-Holstein-Straße - Langenhorner Chaussee)


Als Radfahrer auf den benutzungspflichtigen Radwegen (rote Linie in der Karte oben) brauchen Radler 125 Sekunden mehr als auf der Fahrbahn über die Kreisfahrbahn. Wer sein Radl als Fußgänger schiebt über die Rampe und durch den Fußgängertunnel an der Tarpenbek und den Lift auf der anderen Straßenseite nutzt (rote Punktlinie in der Karte oben) benötigt immerhin noch 100 Sekunden mehr als auf der Fahrbahn, bei Nutzung des Fußgängertunnels als Fußgänger und beiden Liften am Fufgängertunnel beträgt die Reisezeit immer noch 75 Sekunden mehr als auf der Fahrbahn. Die Variante durch den Fahrbahntunnel (schwarze Linie in der Karte oben) wurde für diesen Vergleich nicht getestet.


"Knoten Ochsenzoll": Radeln auf Gehwegen

"Knoten Ochsenzoll": Radeln auf der Fahrbahn


Mehr . . . / More . . . :
.

5 Kommentare:

  1. Herzlichen Glückwunsch zu der geleisteten Arbeit und der wieder einmal erwiesenen Intelligenz des armen Fahrradfahrers. Aber ich glaube diesen Blog kann man mit dem Postillon gleichsetzen. Die Schreiberlinge müssen gehörigen Humor besitzen so etwas hier als ernst gemeinten Journalismus verkaufen zu wollen.

    AntwortenLöschen
  2. Lieber Anonym, herzlichen Dank für die sachlich fundierte Kritik. Allerdings -- was genau war Ihre Aussage?

    AntwortenLöschen
  3. Dieser Blog ist duch wunderbar. Zeigt er hier und in den vorangegangenen Artikeln zu dem Kreisel doch sehr klar, wie der Radverkehr unzureichend berücksichtigt wurde. Manche "Haarspaltereien" in Bezug auf fehlende Beschilderungen für Radfahrer, oder dass Radfahrer bei den Zebrastreifen im Kreisel, im Unterschied zu Fußgängern, keinen Vorrang vor dem KFZ-Verkehr haben, sind wichtig. Viele würden sagen "Mein Gott, dann sollen die Radfahrer doch verbotener Weise über den Fußweg fahren, das machen doch alle". Da wird bei Radfahrern dann ein regelwidriges Verhalten geduldet und eine gewisse "Flexibilität" erwartet. Aber wenn der Radfahrer dann 50 m weiter eine rote Ampel "flexibel interpretiert" ist er gleich ein Kampf- oder Rüpelradler und es heißt "Alle Radfahrer halten sich nie an die Verkehrsregeln. Die brauchen alle ein Nummernschild und dürften höchstens 15 km/h fahren".
    Also, was solls denn sein? Dieser Blod stellt die grundsätzlichen Probleme gut dar.
    Paul

    AntwortenLöschen
  4. Dieser Blog ist aus verschiedenen Gründen sehr gut und wichtig! Leider halten es die "Leitmedien" nicht für besonders wichtig, über die extrem ignorante Haltung der Verkehrsbehörden gegenüber den Bedürfnissen - und Rechten - aller Nicht-Autofahrer fundiert und sachlich zu berichten.

    Anstatt ständig überflüssige Helmpflicht-Diskussionen anzuheizen, vermisse ich in der Standardpresse Artikel, die anhand wissenschaftlich erwiesener Fakten überkommene Ideologien des Autowahns infrage stellen, wie z.B. dass generell Tempo 30 in der Stadt angeblich zu Zeitverlusten führt. Auch sollte jeden Tag darüber berichtet werden, dass der Autoverkehr in Deutschland mit rund 80 Mrd. Euro pro Jahr volkswirtschaftlich subventioniert wird.

    AntwortenLöschen
  5. Wenn Straßen gebaut werden die nicht den Vorschriften entsprechen regen die Autofahrer sich gerne auf weil dies oder jenes nicht korrekt ist aber wenn Radfahrer und , - oder Fußgänger dies tun heißt es immer gleich die blöden Radfaher oder Fußgänger .
    Ich denke das Vorschriften für alle gelten und eingehalten werden müssen ganz egal ob es eine Straße für die Autofahrer ist ganz egal ob es um Fahrradfahrfahrbahnen geht oder Fußgängerwege geht.
    Und Fehler sollten behoben werden so einfach ist das !

    AntwortenLöschen